2023-04-17 - Fahrt von Chefchaoun über Volubilis nach Fes

Nach einem neuerlich großartigen Frühstück packten wir und schleppten unsere Koffer durch das Altstadttor zu unserem Parkplatz. Wir freuten uns, dass das Auto noch unversehrt an seinem Platz stand. Unsere Betreuer von der Mietwagenfirma hatte uns gestern wegen der kaputten Klimaanlage kontaktiert und uns einen Autotausch für Morgen angeboten. Als wir unser Auto starteten waren wir überrascht, dass die Klimaanlage wieder tadellos funktionierte. Also haben wir den Autotausch abgesagt und können unser altes Auto weiterfahren. Altes Auto stimmt, dann heute hat sich auch die Armaturenanzeige geändert. Daraus ist ersichtlich, dass dieses Auto schon 208.000 Kilometer gefahren ist.

Bei der Ausfahrt aus Chefchaoun gab es noch einen kurzen Verkehrsstau. Einem Händler am Straßenrand war eines seiner Hühner entkommen. Die Henne lief kreuz und quer über die Straße und der Händler aufgeregt hinterher. Aber nach ein paar Minuten hatte er die Henne wieder unter Kontrolle.



Die Strecke von Chefchaoun nach Volubilis war landschaftlich sehr schön. Entgegen unseren Erwartungen sahen wir viel Grün. Sanfte Hügel, die mit Getreidefeldern und Olivenhainen bedeckt waren, ersteckten sich über viele Kilometer.




Da wir von Chefchaoun nicht direkt nach Fes, sondern über Volubilis fuhren, mussten wir eine Seitenstraße nehmen, die es in sich hatte. Nur eine Autobreite schmal, sodass man jedes Mal bei Gegenverkehr mit einer Seite auf das lose Bankett musste. Außerdem gab es jede Menge Schlaglöcher. Aber es war interessant, da wir durch einsame Dörfer kamen und Menschen sahen, die noch auf Esel unterwegs waren und ihre Schafe und Ziegen hüteten. Leider sind sie auch sehr fotoscheu.


Nach über drei Stunden hatten wir die Strecke von Chefchaoun nach Volubilis endlich geschafft. Volubilis ist eine ehemalige um 170 n.Chr errichtete, römische Siedlung. Erst 1874 wurde es als solche identifiziert und ab 1915 begannen die ersten Ausgrabungen.





Sehr viel ist zwar nicht mehr erhalten, aber schon allein aus den Grundmauern kann man die Größe dieser Siedlung erkennen.





Aber einige Gebäudeteile habe es bis heute geschafft, aufrecht stehen zu bleiben und allen Widrigkeiten zu trotzen.





Besonders berühmt sind die noch ziemlich gut erhaltenen Bodenmosaike.





Nach so viel Geschichte hatten wir noch 70 Km bis Fes vor uns. Wieder leitete uns das Navi auf eine ganz schmale Landstraße. Die Straße war zwar schlecht, aber die Ausblicke dafür umso besser.




Das Fahren mit dem Auto in Marokko ist nicht sonderlich kompliziert, wenn man sich an die Regeln hält. Damit sind aber nicht die Verkehrsregeln gemeint, sondern das allgemeine Verhalten der Verkehrsteilnehmer. Für Fußgänger sind zum Beispiel Zebrastreifen keine Garantie, dass man gefahrlos die Straße überqueren kann. Oder man fährt zu Dritt auf zwei Fahrbahnspuren. Plötzliches Halten, um jemand ein- oder aussteigen zu lassen ist auch normal. Überholt wird dort, wo man eine Chance hat, vorbeizukommen. Der entgegenkommende Fahrer wird schon abbremsen. So hoffen zumindest diese wilden Überholer. Dies alles trotzdem viel Polizei auf den Straßen präsent ist. Meist stehen sie bei der Ein- und/oder Ausfahrt von Städten und Dörfern. Aber auch auf Landstraßen muss man immer mit Checkpoints rechnen. Bisher haben wir jeden Fahrtag mindestens zehn dieser Checkpoints passiert und sind immer durchgewunken worden. Kurz vor Fes gab es heute eine Premiere für uns. Auf einem kleinen Hügel, von dem man links und rechts weite Teile der Straße einsehen kann befand sich ein Checkpoint.

Als wir ihn passieren wollten, winkte uns der junge Polizist energisch auf die Seite. Er kam ans Fenster und plapperte auf Französisch los. Edith verstand nur, dass wir bzw. Franz etwas falsch gemacht hatte. Er ließ sich die Fahrzeugpapiere, sowie von Franz den Führerschein und den Pass geben. Dann erklärte er nochmals den Sachverhalt. Mit Händen, Füßen und Google-Übersetzer verdeutlichte er uns, dass wir 400 Dirham (=35€ bzw. 8-10 Portionen an Restaurantessen) Strafe zu zahlen haben, da Franz trotz Sperrlinie ein Auto überholt hat.

Sein Vorgesetzter war ebenso höflich wie der junge Polizist und schrieb uns einen riesigen Strafzettel. Nach der Bezahlung der Strafe wünschten uns beide Polizisten noch einen schönen Urlaub und eine gute Fahrt. Eigentlich haben wir nur 380 Dirham bezahlt, da Franz neben dem Polizeiauto 20 Dirham am Boden liegend gefunden hat.

Nach guten zwei Stunden, inklusive dem Stopp bei der Polizei, hatten wir die 70 Km nach Fes zurückgelegt. Unser Navi dirigierte uns zu einem Platz auf dem zwar viele Menschen, aber keine Parkplätze zu finden waren. Unsere offensichtlich verzweifelten Blicke fielen einem Mann auf, der uns nach dem Hotel fragte. Wir nannten es ihm und schon ging er ein paar Schritte weg, sprach mit einem Mann auf einem Moped, schob diesen auf den Beifahrersitz und er selbst startete die Maschine und winkte uns, ihm zu folgen. Wir versuchten an ihm dranzubleiben und nach zehn Fahrminuten kamen wir zu einer Tiefgarage. Er lotste uns hinunter und als wir mit viel Mühe dort eingeparkt hatten, stand auch schon ein Träger mit einem Kofferwagen bereit. Wir luden das Gepäck aus und gleich wieder ein und trotteten dem Kofferträger hinterher.

Nur fünf Minuten später standen wir vor unserem Riad ‚Dar Al Madina Kadima‘. Ein wahrer Prachtbau. Unser Zimmer ist zwar im zweiten Stock, doch es hat ein großes, geräumiges Zimmer und einen Extraraum für Bad/WC. Und die Dekorationen sind einmalig.



Nach kurzer Rast fragten wir an der Rezeption nach einem Restaurant für das Abendessen. Er telefonierte und bat uns dann, ihm zu folgen. Er führte uns einige Gassen im Zick-Zack herum, stieg mit uns in einem Haus einen Stock hoch und schon waren wir in einem Restaurant. Es war sehr schön ausgestattet und wir hofften auch auf ein dementsprechend gutes Essen.

Edith wählte das Couscous-Hühner-Menü, während Franz ein Hühner-Tajine-Menü bestellte. Edith’s Vorspeisensalat kam in mehreren Schälchen und schmeckte sehr gut. Was immer auch in den Schälchen drinnen war. Die Suppe von Franz war ausgezeichnet und enthielt unter anderem Erbsen. Die beiden Hauptspeisen konnten da nicht mithalten. Das Hühnerfleisch dürfte von einer alten Suppenhenne gestammt haben, so langfaserig und zäh war es. Die Nachspeisen mit wohltuendem Minztee und einer Früchteplatte waren wieder ok.

War das Essen zwar nicht ganz in Ordnung, so war es aber der Kellner. Er brachte uns durch die verwinkelten Gassen der Altstadt wieder zurück zu unserem Hotel.








Unsere heutigen Tagesrouten:

Fahrt von Chefchaoun nach Volubilis

Fahrt von Volubilis nach Fes